Kaiserin Elisabeth (1837-1898)
Elisabeth ist die zweite Tochter des Herzogs Max Joseph in Bayern und Ludovika Wilhelmine und wächst unbeschwert mit ihren sieben Geschwistern in Possenhofen am Starnberger See auf. Im Alter von 15 Jahren fährt Sisi mit ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester Helene ins österreichische Ischl. Es ist beabsichtigt, Helene dem 23-jährigen Franz Joseph I., Kaiser von Österreich, vorzustellen, um eine Verlobung herbeizuführen. Stattdessen verliebt sich Franz Joseph in Elisabeth. Die Hochzeit findet am 24. April 1854 in Wien statt.
Von Anfang an hat Elisabeth Schwierigkeiten, sich dem strengen spanischen Hofzeremoniell anzupassen, das am Habsburger Hof praktiziert wird. Sophie kann mit dem zugleich lebhaft-eigensinnigen wie verträumten Wesen ihrer Schwiegertochter nichts anfangen, nichts mit ihrer Sensibilität und Verletzlichkeit, erst recht nichts mit ihrer Klugheit und ihrem Unabhängigkeitsdrang. Elisabeth bleibt ein wildes Mädchen, ungezähmt und naiv.
Mit 17 bringt Sisi eine kleine Tochter zur Welt, die nach ihrer Schwiegermutter Sophie benannt wird. Nur ein Jahr später wird ihr zweites Kind, Gisela Louise Marie, geboren. Die Schwiegermutter entzieht ihr alsbald die beiden Kinder, weil Elisabeth angeblich zu jung für deren Erziehung ist.
Erst nach langem Flehen kann Sisi Franz Joseph dazu bringen, seine Mutter dazu zu überreden, öfter mit ihren Kindern zusammen sein zu können. Bei einem Aufenthalt in Ungarn erkranken beide Töchter an Typhus. Die zehn Monate alte Gisela überlebt, die kleine Sophie stirbt im Alter von zwei Jahren.
1858 kommt Kronprinz Rudolf Franz Karl Joseph zur Welt. Eine schwere Geburt, von der sich Sisi nur langsam erholt. Sophie nimmt auch ihren Sohn zu sich und lässt auch hier, wie bei beiden Töchtern zuvor, nur selten Besuche der Mutter zu. Kurz nach der Geburt ihres Sohnes beginnt Elisabeth mit ausgiebigen Reisen und besucht dabei unter anderem Madeira, England und Ungarn. Auf Korfu lässt sie 1890 ein Schloss errichten, das den Namen „Achilleion" trägt.
Nichts wird ihr in Wien übler genommen, als ihre Unabhängigkeit. Man will eine Kaiserin nach dem Geschmack der Massen, eine strahlende Repräsentantin der Größe, Macht und Herrlichkeit Habsburgs.
Doch Elisabeth entzieht sich diesem Zwang. Sie will nicht wie eine Marionette an tausend Schnüren und Fäden gezerrt und gezogen werden. Sie kämpft mit Verbissenheit um Selbstverständlichkeiten, die ihr mit fadenscheinigen Argumenten verwehrt werden. Ein Badezimmer in der Hofburg, Spaziergänge, Ausritte ohne Begleitung, die Nähe zu ihren Kindern. Als man sie spüren lässt, wie tief diese allgemeine Respektverweigerung geht, verliert Elisabeth jegliche Achtung vor den Zwängen dieser überregulierten Welt, in der sich ihr Mann ohne Aufbegehren bewegt.
Sie eignet sich die schwierigsten Sprachen an, Ungarisch, Alt- und Neugriechisch. Sie liest Bücher und dichtet. Heine erscheint ihr als künstlerische Offenbarungen. Bei ihm findet sich auch ihr eigener Weltschmerz bestätigt.
Elisabeth, die schon immer mit den Ungarn zugetan ist, wird 1867 nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich an der Seite ihres Mannes in der Matthias-Kirche, Budapest, zur Königin von Ungarn gekrönt. in Ungarn wird auch ein Jahr später Marie Valerie Mathilde Amalie als viertes und letztes Kind geboren. Die kleine Tochte darf mit ihre Mutter reisen und ist somit das einzige Kind, zu dem Sisi eine richtige Mutter-Kind-Beziehung aufbaut.
1889 begeht der 31 jährige Sohn Elisabeths, Kronprinz Rudolf, im österreichischen Mayerling, Selbstmord. Nach diesem Schicksalsschlag trägt sie nur noch schwarz und versinkt in tiefe Schwermut. An Elisabeths Schönheit, an ihrem perfekten Aussehen bleibt man interessiert, das wurde permanent stilisiert. Da die Kaiserin nach ihrem vierzigsten Geburtstag photographische Aufnahmen von sich verboten hat, entwickelt man die Kunst der Retousche zur Perfektion.
Frühere Photographien zum Beispiel wurden wieder und wieder verändert, dem jeweiligen Alter der Kaiserin „angepasst“. Zum Schluss, als Elisabeth nurmehr schwarz trug, kursieren Bilder, auf denen sie in dunklem Spitzenkleid zu sehen ist.
Am 10. September 1898 wird Elisabeth in Genf von dem italienischen Anarchisten Luigi Lucheni mit einer geschliffenen Feile erdolcht. Lucheni will ursprünglich den Herzog von Orléans ermorden. Da dieser aber kurzfristig seine Reisepläne ändert und nicht in Genf eintrifft, ersticht Lucheni Elisabeth, von deren Anwesenheit er in der Zeitung gelesen hatte. Sisi merkt zunächst nicht, dass sie lebensgefährlich verletzt wurde. Erst auf dem Schiff bricht sie zusammen und wird sofort in das Hotel zurückgebracht. Ihre letzten Worte: »Was ist eigentlich geschehen?«.
Bei ihrem Tod ist Kaiserin Elisabeth 60 Jahre alt. Ihre letzte Ruhe findet sie in der Kapuzinergruft in Wien.